Mit Gottes Kraft im Alltag leben
Serie: | Bibeltext: Römer 5,1-5
Liebe Glaubensgeschwister, ist es wirklich so, dass Leiden und Bedrängnisse Geduld bewirken in unserem Leben? Bewirken sie nicht eher Ungeduld und Verbitterung? Ein Mann verlor in jungen Jahren ein Bein und wurde auch am Kopf verletzt. Seine Frau pflegte ihn viele Jahre, bis sie überraschend an Krebs starb. In den folgenden Jahren verschlimmerte sich sein Gesundheitszustand. Er war verbittert und wandte sich von den Menschen ab. Mit seinem Schicksal hadernd, starb er schliesslich. Dieses Beispiel zeigt, dass es überhaupt nicht selbstverständlich ist, dass Leiden im Leben Geduld bewirken. Paulus rühmt sich darum auch nicht we- gen seiner Leidensfähigkeit. Er hat sehr viel durchgemacht in seinem Leben: Er hat Krankheiten durchlitten, er wurde ausgepeitscht, verfolgt, verspottet usw. Aber Paulus will uns nicht aufzeigen, dass er mehr aushal- ten kann als andere. Er rühmt sich seiner Schwachheit und steht damit im Gegensatz zu Christen, die sich wegen ihrem festen Glauben, ihren besonderen Gaben oder ihrer grossen geistlichen Erkenntnis rühmen. Paulus rühmt nicht sich selbst und seine eigenen menschlichen Leistungen, sondern er weist hin auf seinen Herrn, Jesus Christus. Das Rühmen sieht Paulus negativ, wenn es sich auf vergängliche Dinge oder auf menschliche Leistungen bezieht (Leistung statt Gnade in der Reformation).
Paulus sieht im Alltag auf das, was Christus für ihn geleistet hat.
Jesus war auch schwach. Er hatte kein leichtes und sorgenfreies Leben. Wenn er auf die Stimme Satans ge- hört hätte, wäre er vor der ganzen Welt erfolgreich gewesen. Jesus sagt uns: «Was ich verkündige, ist nicht meine eigene Lehre; es ist die Lehre dessen, der mich gesandt hat» (Joh 7,16). Weil Jesus Christus nach Got- tes Willen gefragt und gelebt hat, wurde er angefochten und versucht. Zu seinen leiblichen Brüdern sagte er: «Euch kann die Welt nicht hassen, mich aber hasst sie, weil ich nicht darüber schweige, dass ihr Tun böse ist» (Joh 7,7). Schmerzen, Tränen und Kampf gehören zum Leben von Jesus und seinen Jüngern in dieser Welt noch dazu. In Psalm 97 lesen wir: «Der Herr ist König... Feuer geht vor ihm her und verzehrt ringsum seine Feinde» (V1.3). Alles, was sich der Herrschaft Gottes unseres Schöpfers und Erlösers widersetzt, wird einmal endgültig vernichtet werden. Doch an diesem Punkt sind wir noch nicht angekommen. Im Glauben an Jesus Christus bekommen wir Zugang zu Gottes Gnade. Durch Jesus Christus zeigt uns Gott auf, dass sein in- nerstes Wesen nicht Gesetz und Recht, nicht Strafe und Vergeltung, sondern eine erbarmende Liebe ist. Got- tes Liebe hat sich im Leben von Jesus Christus selbst in den Tod gegeben, um die Sünde der Welt zu über- winden.
Wer von dieser Liebe Gottes ergriffen wird, stellt sein Leben unter die Herrschaft Jesu. So werden wir zu Nachfolger von Jesus: Wir vergeben anderen, weil uns selbst vergeben wurde. Wir sind barmherzig, weil wir nun täglich selber Jesu Barmherzigkeit erfahren. Gott nimmt uns in Jesus in seine reine und freie Gemein- schaft auf! Bei uns Nachfolgern von Christus übt Gott seine Herrschaft aus. Es ist unser Auftrag, den Men- schen, die noch ausserhalb von Gottes Herrschaft leben, das Evangelium von Jesus Christus zu verkündigen. Laden wir sie ein, gemeinsam in der Bibel zu lesen. Jeder Mensch ist von Christus eingeladen, seine Verge- bung anzunehmen und durch die Taufe und den Glauben unter der Herrschaft Gottes zu leben – erst dadurch lebt ein Mensch wirklich! Wer dieses Wunder persönlich schon erfahren hat, lebt im Frieden mit Gott, mit sich selbst und seinen Nächsten.
Der Glaube an Christus hat sich im Alltag zu bewähren.
Eine kranke Frau sagte zu ihren Freunden: "Ich kann meine Krankheit und das Leiden nicht jeden Tag mit der gleichen Zuversicht im Glauben annehmen". Christus mutet uns zu, dass wir uns bis zu seinem Wiederkom- men bewähren müssen. Dieses Annehmen von dem, was Gott in unserem Leben zulässt, nennt Paulus Be- währung. Auf dem Weg der Bewährung hat auch das Klagen und Weinen seine Berechtigung. Auch Jesus hat am Kreuz leidend einen Klagepsalm gebetet: «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen»? Ent- scheidend ist, dass es nicht bei dieser Gottverlassenheit bleibt. Wie Christus dürfen auch wir uns im Leiden betend Gott anvertrauen und dabei erfahren, dass wir von ihm gestärkt und getröstet werden im Leben und im Sterben. Eine Mutter schreibt, was sie vom Leiden ihres Sohnes gelernt hat: Josia kam ohne Arme auf die Welt und hatte verkrümmte Beine. Durch mehrere Operationen und Hilfsmittel kann er laufen, aber seine Beine sind steif. Als Vierjähriger erzählte er seiner Mutter, dass er von Jesus geträumt habe. Jesus habe mit ihm über seine Beine (sein Leiden) gesprochen. Und jetzt fragte die Mutter, was wird Jesus tun?
Sie hoffte auf ein Wunder. Josias Antwort vergisst die Mutter nicht mehr: «Jesus weiss es jetzt, das reicht»! Seither begleitet dieser Satz die Mutter von Josia und bringt in ihrem Leben viele Dinge, Wünsche und vor allem ihre Unzufriedenheit zu Ruhe.
Bewährung bringt Hoffnung ins Leben.
Die biblische Hoffnung kommt nicht aus Wunschträumen von Menschen und definiert sich auch nicht durch eigene Lebenserfahrungen. Sie kommt aus der neuen Welt Gottes! Die biblische Hoffnung ist keine Überzeu- gung, dass alles gut läuft im Leben. Wir haben aber in Jesus Christus die Hoffnung empfangen, die in unse- rem Leben Frieden mit Gott bewirkt. Doch dieses Leben mit Gott entsteht nicht von selbst. Dazu gibt uns der himmlische Vater den Heiligen Geist. Wir werden durch ihn fähig, die Rettung von Jesus Christus zu verste- hen und persönlich anzunehmen. Dadurch kommt die Gewissheit in unser Leben, dass wir von Gott ange- nommen sind! Und das bedeutet, dass wir Gottes Frieden in uns haben. Dieser Friede schliesst uns mit Gott und mit unseren Glaubensgeschwistern in der Gemeinde zusammen. Wir sind durch die Wiedergeburt neue Menschen geworden. Es ist Gottes Geist, der uns in aller Not und in allen bedrängenden Situationen nun beisteht. Als Christen haben wir das Schönste immer noch vor uns. Die biblische Hoffnung bewirkt ein akti- ves Warten, wie wenn jemand ein Haus baut und sich dabei heute schon freut, dass es eines Tages bezogen werden kann. Niemand kann wirklich leben, wenn ihm die wahre Hoffnung fehlt.
Mit Gottes Kraft im Alltag leben.
Paulus redet von den Anfechtungen, die wir als Christen in diesem Leben durchmachen. Er redet aber auch von der grösseren Realität, die wir im Herzen haben: Jesus Christus ist unser Friede. Wir dürfen mit Gottes Herrlichkeit leben und müssen uns nicht mehr in der zerstörerischen Macht der Sünde verstricken. Wir leben mit der lebendigen Hoffnung auf unser wahres zu Hause: Dort wird Gottes Herrlichkeit für uns sichtbar und alle Verborgenheit Gottes wird dann beendet sein. Darum preisen wir unseren herrlichen Herrn jetzt schon, trotz allen Anfechtungen. Der Glaube an Jesus Christus ist das wahre Wunder von Gott in unserm Leben. Durch dieses Wunder vertrauen wir im Glauben Jesus Christus mehr, als den vergänglichen menschlichen Er- fahrungen. Der Glaube an Jesus Christus harrt mit der Hilfe vom Heiligen Geist in der Anfechtung aus. Darum bewirken Anfechtungen Geduld im Leben der Nachfolger Jesu. Und diese Bewährung stärkt die Hoffnung. Durch Jesu Gnade wächst der Glaube in unserem Leben gerade durch die Schwierigkeiten.
Gott wird unsere Hoffnung nicht enttäuschen. Es sind Menschen, die unsere Hoffnung im Leben enttäu- schen. Der Heilige Geist verbindet unser Herz mit Gottes Liebe. Im täglichen Leben können wir uns dadurch mit seiner Liebe im Herzen bewähren. Immer wieder überwindet der Friede Gottes in unserem Leben Streit, Unordnung, Verwirrung und Trennung. Frieden (Eirene) bezeichnet eine Situation, wo unsere Verhältnisse ungetrübt sind und wo wir in Sicherheit leben. Dieser Friedenszustand wird durch Gottes Erbarmen herbei- geführt: Erlösung führt zur Freiheit von den Nöten, die als Folge der Sünde da sind. Durch die Hoffnung, die Christus uns schenkt, erhalten wir immer wieder die nötige Kraft für unsere Aufgaben im Alltag. Im Gebet bringen wir unsere Lasten zu ihm. Durch den Heiligen Geist bekommen wir die nötigen Kräfte für die nächs- ten Schritte. Dadurch lernen wir in Schwierigkeiten auszuharren im Vertrauen auf unseren auferstandenen Herrn. Wir erledigen unsere Aufgaben für Gottes Reich und vor seiner Gegenwart (1 Kor 13,13; 15,58). Er ist der Gott, der uns sieht und begleitet.
Durch den Heiligen Geist ist Jesus selbst gegenwärtig in unserem Leben und bewirkt gute Früchte. Wir helfen einander als Christen, im Auftrag und Geist Gottes zu leben (verschiedene Generationen miteinander). Pau- lus sagt: «Macht also einander Mut und helft euch gegenseitig weiter, wie ihr es ja schon tut» (1Thes5,11). Wir richten uns an der Hoffnung aus, die Christus uns gebracht hat und bezeugen im Alltag unseren Mitmen- schen, die wahre Hoffnung, die uns trägt! So treibt der Heilige Geist Gottes Werk voran, durch uns als seine Hoffnungsträger. Die biblische Hoffnung baut ganz auf Gottes Treue und Hilfe. Als Kinder unserer Zeit stehen wir in der Gefahr, unser Leben nur noch auf das Sicht- und Messbare zu reduzieren. Wir wollen uns selber managen und überfordern uns dabei, weil der Erwartungsdruck viel zu gross ist. Der Suizid von Menschen zeigt, wie Höchstleistung, Befriedigung von Egoismus und Zerbrechlichkeit zusammengehören. Wo wir von der biblischen Hoffnung leben, hat auch das Zerbrechliche und Leidvolle im Leben seinen Platz. Und das ist ein wichtiger Aspekt für das christliche Zeugnis in der Welt.
Amen.